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== Andreas Streim ==
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Frieden

Urlaub Frieden

Das Ferienhaus in der Toskana liegt wie so viele hier auf einem landwirtschaftlich genutzen Anwesen. Es sind nur ein paar Minuten mit dem Auto zum Meer. Und etwa genauso weit in die andere Richtung liegt ein Militärflughafen. Hier starten und landen mehrmals täglich große Militärtransporter. Und vor allem auch Kampfjets, mal in Zweier-, mal in Dreier-Formation. Und die fliegen auch mal gewagte Kurven und donnern vor allem idyllezerstörend über den Himmel.

Kampfjets am italienischen Himmel

Die Kinder (8 und 5) finden das aufregend. Sie zählen die Flugzeuge. Seit únserer Ankunft. Kein Wunder, sie kennen diese Fluggeräte überhaupt nicht.

Als ich ein Kind war, da gehörte es zum Alltag, dass Düsenjets röhrend und donnernd ihre Kreise zogen. Und ab und an wurde auch mal eine Schallmauer durchbrochen.

Das waren die Zeiten, in denen es Filme wie “War Games” gab oder “The Day After” und die dort entworfenen Kriegsszenarien kamen uns überhaupt nicht absurd vor. Die Vorstellung, dass es Krieg geben könnte, war genauso real wie die Düsenjets am Himmel.

Irgendwann in den späten 1980er Jahren haben wir mit der Schule die Bitburg Air Base besucht. Da wurden uns stolz die Flieger gezeigt, die dort ständig mit laufenden Motoren auf ihren Einsatz warten würden (ob’s stimmt oder das “ständig laufend” nur für uns und fürs eigene Schulterklopfen erfunden war, ich weiß es nicht). Einsatz, fragten wir. Ja, von hier aus der Eifel wurde die “Zonengrenze” überwacht. Sollten Flugzeuge den Luftraum der BRD aus dem Osten heraus verletzen, so würden hier die Maschinen starten um nach dem Rechten zu sehen. Warum die weite Strecke und nicht ein Flughafen am östlichen Rand der Bundesrepublik? Verwirrter Gesichtsausdruck - weil der Angreifer doch den Flughafen schon bombardiert hätte, bevor die Flugzeuge überhaupt abheben könnten.

Wenn ich dieses ganze EU-Bashing höre, diese üblen Gestalten vom Schlage eines Gaulands ihre deutschnationalen Phrasen dreschen höre, dann denke ich nur, dass wir Menschen einfach nicht sehen, was wir haben. Ein Krieg in Deutschland war jahrzehntelange so unvorstellbar wie Düsenjets am blauen Himmel.

Ich würde mir sehr wünschen, dass das auch für meine Kinder so blieibt. Und Kampfflugzeuge am Himmel etwas Exotisches, Fremdes und, ja, von mir aus, auch irgendwie Faszinierendes bleiben, was man dann bald auch wieder vergisst.

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