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== Andreas Streim ==
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Berlin kann E-Mail

Bösebrücke Berlin Verwaltung

Sich über #BERlin und seine Verwaltung lustig zu machen ist ja einfach. Man muss nur Flughafen sagen. Oder erwähnen, dass es dann, wenn man den nächsten Termin in einem Bürgeramt bekommt, schon eher Herbst ist. Oder dass Geld für Schultoiletten in der Hauptstadt nicht verbaut werden kann, weil es an Planungsfachleuten für, nun ja, Toiletten im zuständigen Amt fehlt. Das alles ist ziemlich einfach - und leider trotzdem richtig.

Trotzdem muss man auch Berlin und seine Verwaltung mal loben, wenn es angemessen ist. Zum Beispiel kann Berlin E-Mail. Nicht nur irgendwie, sondern auch richtig schnell.

So soll ja bei uns um die Ecke die Bösebrücke saniert werden. Dann wird man über diese schöne Brücke von West nicht mehr nach Ost fahren können (für diese Richtung ist sie ja ohnehin eher weniger berühmt).

Idyllischer Blick von Osten nach Westen
Idyllischer Blick von Osten nach Westen

Verkehrschaos ist programmiert. Also vor allem für die Autos, die eben aus dem Wedding auf der Hauptverkehrsader Richtung Schönhauser Allee fahren. Aber auch wir als Anwohner sind davon betroffen. Ohne allzu tief in die Straßenlage einzutauchen, wir sind gezwungen, an der Kreuzung direkt vor der Brücke beim Linksabbiegen zu wenden, wenn wir Richtung Osten fahren wollen, weil alle anderen Wege inzwischen durch Sackgassen-Absperrungen, Tramtrassen-Aufschüttung und Einbahnstraßen blockiert sind. Was zu einer wunderbaren Verkehrsberuhigung geführt hat, für einen selbst hinterm Steuer aber auch nervig sein kann.

Und jetzt? Jetzt hat die Verkehrsplanung in ihrer unendlichen Weisheit diese Abbiegemöglichkeit verboten.

Erstmal ist links abbiegen verboten - aber nur vorrübergehend
Erstmal ist links abbiegen verboten - aber nur vorrübergehend

Das würde bedeuten, wir müssten künftig erstmal über die Brücke fahren um dann zu wenden und über die vermutlich total zugestaute Umleitungsstrecke wieder zurückzufahren. Total aberwitzig - aber gerade deshalb wird man ganz blass und ist sich total sicher, dass genau das sich die Verkehrsplaner mit ihrem Berliner Humor mit ihrem Fachiwssen ausgedacht haben.

Wer jetzt bei den Straßen etwas den Faden verloren hat, der kann sich trösten: Darum geht es letztlich gar nicht. Sondern dass ich am Montagabend an eine E-Mail-Adresse, die auf der Website zur Baumaßnahme - die aber mit dem wunderbaren Bürokratenlink www.stadtentwicklung.berlin.de/bauen/strassenbau/boesebruecke - als Kontakt angegeben ist, die Frage gestellt habe, wie ich denn künftig zu fahren habe. Die erste Antwort kam am nächsten Morgen um 8.47 Uhr bei mir an, war sehr ausführlich, mit einem Lageplan versehen und ein bisschen technisch und erläuterte etwas von zusätzlichen vorübergehenden vorbereitenden Baumaßnahmen, so dass ich am Ende nicht genau wusste, woran ich bin. Was aber wirklich auch an mir gelegen haben kann.

Also um 12.59 Uhr nochmal kurz nachgefasst:

herzlichen Dank für Ihre rasche Antwort. Leider wird mir nicht ganz klar, was das für die Verkehrsführung während der Baumaßnahmen an der Bösebrücke bedeutet, und die Skizze erschließt sich mir als Laiem leider (auch wegen der etwas geringen Auflösung) nicht.

Also, konkret: Wie ist die Verkehrsführung für Pkw, die von der Ibsenstraße/Nordkapstraße aus künftig die Bornholmer Straße Richtung OSTEN befahren wollen? Könnten Sie mir da weiterhelfen?

Und um 14.41 Uhr kam die Antwort:

Sehr geehrter Herr Streim,

Sie können im Kreuzungsbereich Bornholmer Straße wenden und in Richtung Osten fahren.

Also jetzt mal ganz ehrlich - welche Bauverwaltung (oder wie der richtige Fachterminus da ist) in Köln, Hannover oder von mir aus auch München ist so fix und am Ende auch so präzise und klar mit ihrer Antwort? Gut möglich, dass am Ende nicht zwei Jahre lang, sondern sieben oder acht Jahre lang an der Bösebrücke rumgeschweißt wird (wobei der Brandschutz da eher nicht ganz so komplex ist, denke ich mal). Das wäre dann wieder berlintypisch. Aber wenn in der Zeit Fragen aufkommen, dann kann ich nur eine freundliche Mail an die netten Leute in der Berliner Verwaltung empfehlen.

Und versprochen - nächstes Mal ärgere ich mich wieder wortreich über Digitalanalphabeten und Behördenmief in den Amtsstuben dieser Stadt.

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