Die Stunde der Populisten
Die Nachrichtenagentur AFP verbreitet heute folgende Nachricht, die es auch in die Topnachrichten der Radiosender geschafft hat:
Die Vorsitzende des Sozialverbandes VdK, Ulrike Mascher, verlangte eine Entschädigung der Kleinanleger. Wenn die Große Koalition eine Bürgschaft in Höhe von mehreren Milliarden Euro für eine Bank bewillige, dann müsse sie auch Mittel für Kleinanleger freigeben, die ihre Notreserven verloren hätten, sagte sie der Zeitung.
Darf ich mal fragen, über wen Frau Mascher da redet? Kleinanleger, die ihren Notgroschen in Lehmann-Brothers-Zertifikate gesteckt haben? Sorry, aber das ist wie mit 180 durch die märkische Allee brettern und nachher meckern, dass ein Baum im Weg stand, hätte doch mal einer sagen können. Außerdem bezweifele ich, dass es das gibt.
Und sonst? Mir ist nicht bekannt, dass Sparbücher gepfändet oder Konten gelöscht worden sind. (Gut, man muss dazu sagen: bislang.) Auch Bundesschatzbriefe sind meines Wissens bisher nicht von Zahlungsausfällen bedroht.
Von was spricht Frau Mascher also? Ach so, vom “Kleinanleger”, der an der Börse engagiert ist, dessen Aktiendepot in den Keller gerauscht ist oder dessen Fondsanteile plötzlich einen drastischen Verlust hinnehmen mussten? Sorry, aber wer seine “Notgroschen” an der Börse investiert, der kann hinterher nicht um Hilfe rufen.
Nicht ganz zu Unrecht hat der Aktienexperte der Mittelbrandenburgischen Sparkasse in Potsdam, Heinrich Brendel, gerade darauf hingewiesen, dass er Anfang des Jahres - ohne Finanzkrise - von einem Absturz des Dax auf 5250 Punkte im “worst case Szenario” ausgegangen ist. Das hätte jeder “Kleinanleger” mit seinem “Notgroschen” auch wissen können.
Nein, ich glaube Frau Mascher spricht über gar keinen Kleinanleger. Sie nutzt einfach nur die Gunst der Stunde, ein bisschen Stimmung zu machen. Eine Trittbrettfahrerin der Finanzkrise - und das finde ich bei aller Sympathie für die Sozialverbände in diesem Fall ziemlich eklig.