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== Andreas Streim ==
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I am a digital resident and this is my ~

Du! Willst! Kinder!

Heute ist erst Sonntag. Und schon gegen Mittag ging mir diese unselige “Kinder sind Zukunft”-Woche der ARD gewaltig auf die Nerven. Selbst bei “Radio eins” ist man offenbar gezwungen worden, die Botschaft “Du! Willst! Kinder!” unters Volk zu bringen. Der Sender, der sonst nicht jeden Scheiß mitmacht, knallt mir dann schon mal morgens Power-Mama von der Leyen um die Ohren. So verliert man auch Hörer und Einschaltquote. Dann lieber Privat-Dudelfunk.

Und heute Abend, “Tatort”. Prima. Mal abgesehen von der Story, Kommissarin ist schwanger und irgendwie alles rund ums Kind. Aber, liebe ARD, wie viel Schnaps hattet ihr denn intus als ihr überlegt habt, die Werbebotschaft “Kinder sind Zukunft” die meiste Zeit über links oben ins Eck einzublenden? “Ruf! Mich! An!” für Arme, oder was?

Mir fällt dazu nur diese Geschichte aus den Anfangstagen der Werbung ein:

Weltweit bekannt wurden Praktiken der unterschwelligen Werbung durch den amerikanischen Journalisten Vance Packard, der über die von James M. Vicary, Inhaber der New Yorker Werbeagentur “Subliminal Projection Co.”, entwickelte Technik der subliminalen Beeinflussung in der Werbung in seinem Buch Die geheimen Verführer (The Hidden Persuaders) (1957) berichtete. Diese Technik lief stets darauf hinaus, einem Publikum in einem Kino bei der Vorführung eines Spielfilms Diapositive mit suggestiven Werbebotschaften (“Drink Coca Cola” und “Eat Popcorn”) durch Einblendung für wenige Bruchteile von Sekunden so darzubieten, dass sie diese bewusst nicht wahrnahmen.

Im Vergleich zu einem Kontrollpublikum in einem anderen Kino, dem die Dias nicht vorgeführt wurden, verhielt sich das Publikum, dem sie vorgeführt wurden, nach dem Bericht von Vance Packard gegenüber dem Inhalt der Werbebotschaft radikal anders. War also mit dem Diapositiv für Coca Cola oder Popcorn geworben worden, so konsumierte das entsprechend beeinflusste Publikum wesentlich mehr Cola oder Popcorn als das Publikum ohne einen Kontakt mit dieser unterschwelligen Werbung. Nach Packard steigerte die kurzzeitige, nicht bewusst wahrnehmbare Werbeeinblendung in Kinofilmen den Automatenverkauf im Foyer des Filmtheaters um 18,1 % (für Coca Cola) bzw. um 57,7 % (für Popcorn).

Der Vorteil dieser “Beeinflussung”: Der Zuschauer hat es nicht gemerkt und war schon nach zwei Minuten “Tatort” total angenervt. Okay, diese Woche wird eine Woche des Privatrundfunks und des ZDF. Mit dem Zweiten, so weiß man ja, sieht man ohnehin besser.

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