Für das PR-Handbuch
Im Moment haben die Pressestellen der großen Krankenkassen eine Menge zu tun. Wie erklärt man der (ab)geneigten Öffentlichkeit, dass die Beiträge steigen sollen/werden/müssen? Gründe gäbe es ja genug - gekürzte Bundeszuschüsse, schnellere Entschuldung, steigende Mehrwertsteuer -, aber irgendwie ist das ja schon heikel, auf die Kraft des Arguments zu vertrauen.
Besser wäre es da doch… wenn es gar niemand merkt, dass man ganz schön kräftig an der Beitragsschraube dreht. Dachte man sich wohl so oder so ähnlich bei der AOK Brandenburg. Und deshalb wurde dort über die entscheidende Verwaltungsratssitzung sehr ausführlich per Pressemitteilung berichtet. So ausführlich, dass man schon genau lesen musste, um unter der eher unverfänglichen Überschrift
AOK-Verwaltungsrat tagte in Zeuthen
Und dem, hmmm, unaufgeregten Einstieg
Am 19.Dezember tagte der Verwaltungsrat der AOK Brandenburg in Zeuthen, um über die Aufgaben im kommenden Jahr zu beraten und den Haushaltsplan für 2007 zu beschließen.
Breiten Raum nahm die Diskussion der Gesundheitsreform ein, deren Auswirkungen auf Versicherte und Krankenkassenlandschaft in Brandenburg vom höchsten AOK-Gremium kritisch beurteilt wurden.
Irgendwann auf der zweiten Seite den Satz
zwingen die AOK, ebenso wie die große Mehrzahl der deutschen Krankenkassen, zu einer Anpassung ihres allgemeinen Beitragssatzes auf 14,9 Prozent.
zu finden.
Als Journalist kann man sich über so einen Verschleierungsversuch natürlich ärgern oder sich darüber lustigmachen. Aber irritierend ist ja schon, dass die Sache aufgeht. Am nächsten Tag hatten die Brandenburger Zeitungen - mit Ausnahme der “Märkischen Allgemeinen” - keinen Hinweis auf die Beitragserhöhung, auch im RBB-Fernsehen in der “Abendschau” kam keine (Kurz)nachricht dazu.
Der wichtigste Grund dafür: Die Nachrichtenagenturen hatten offenbar die Pressemitteilungs-Lyrik nicht so ganz bis zu Ende gelesen. DPA tickerte erst um 20.30 Uhr eine Nachricht raus, nachdem die MAZ die (wohl verständlich formulierte) Info dann am Abend mit Ergänzungen um Reaktionen kurz vor acht an die Agenturen geschickt hatte. Offenbar zu spät für viele Kollegen. Verwunderlich dabei: Die AOK-Mitteilung ging so gegen 17 Uhr in den Redaktionsstuben ein (und dass es zu einer Beitragsentscheidung kommen würde, war schon seit Tagen bekannt.