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== Andreas Streim ==
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Insolvenzstudien

Insolvenzen Kundenservice Lampenladen

Als Wirtschaftsredakteur flattert eigentlich mindestens einmal pro Woche eine Studie, eine Prognose oder eine andere verbale Äußerung zum Thema “Insolvenzen in Deutschland” ins Büro. Derzeit sind die Erwartungen wieder, dass mehr Firmen Pleite gehen werden. Manchmal frage ich mich, ob es nicht noch viel viel mehr sein müssten, wenn die Gesetze der Marktwirtschaft wirklich gelten würden.

Zum Beispiel dieses Beleuchtungsfachgeschäft dieser Lampenladen in der Prenzlauer Allee.

An dem sind wir heute Vormittag vorbeigekommen und weil nach satten fünf Jahren die Glühlbirne in unserer Küchenlampe ihren Geist aufgegeben hat, sind wir da schnell rein. Und haben dem Mann, der aus dem Hinterzimmer hinter den Tresen eilte, gesagt, so eine große kugelige Glühbirne, wie sie hinter ihm zu sehen sei, hätten wir gerne. Mit 60 Watt. Hah! Da hat er aber den Kopf geschüttelt. Und uns einen Kurzvortrag gehalten, dass diese Birnen und all jene, die irgendwie verspiegelt und sonstwas seien, ja nicht mehr hergestellt würden. Die EU, und so.

Ich fragte daraufhin, was man denn ersatzweise nehmen könnte - und dachte daran, dass er uns vielleicht ein formentsprechende Energiesparlampe anempfehlen würde. So von wegen Fachgeschäft, wie es draußen hieß. Doch die Antwort war: “Was ich noch da habe.” Nun ja, etwas genauer hätte ich es schon gewusst und wollte gerade ansetzen, was das denn nun sei.

Da ging die Tür auf und ein weiterer Mann kam rein. Verkäufer: “Hast Du einen Moment Zeit?” Mann: “Nee, eigentlich nicht.” Woraufhin unser Verkäufer sich von uns abwandte und schnellen Schrittes mit dem Mann Richtung Hinterzimmer verschwand. Äh… wie bitte? Wollten wir nicht gerade was kaufen? Hätten wir vielleicht, nach einer guten Beratung, demnächst eine neue Lampe hier gekauft? Hätten wir den kleinen Laden vielleicht weiterempfohlen?

So gingen wir verärgert von dannen. Und wenn ich das nächste Mal die Insolvenzstatistik lese, denke ich mir: Manche haben es sicher verdient. Und ich werde hin und wieder vorbeischauen, ob es den Laden in der Prenzlauer Allee noch gibt. Und wenn ja, tja, dann werde ich wohl weiter an den Markgesetzen des Kapitalismus zweifeln.

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