Lahme Lobbyisten
Der Streit um einen Mindestlohn für die Postbranche mittels der Aufnahme in das Entsendegesetz tobt schon eine ganze Weile. Die private Postkonkurrenz hat sogar einen eigenen Arbeitgeberverband - den Arbeitgeberverband neue Post- und Zustelldienste - gegründet, um den Mindestlohn zu verhindern. Und prominent mit dem früheren rheinland-pfälzischen Sozialminister und Ex-Chef der Bundesagentur für Arbeit Florian Gerster besetzt. Doch ob sich diese Investition wirklich so richtig rechnet?
Heute haben sich SPD und Union nach ein paar Veränderungen im Tarifvertrag zwischen Verdi und Deutscher Post darauf verständigt, dass der Mindestlohn kommt. Und alle sagen etwas dazu. Die SPD (toller Erfolg für uns), die CDU (toller Erfolg für uns), die FDP (gar nicht gut), die Linke (auch gar nicht gut, aber aus anderen Gründen), die Grünen, Verdi, die Post, Bundeskanzlerin Angela Merkel, Arbeitgeberpräsidenten. Fehlt nur der Karnevalsverein Cottbus-Süd, der schweigt noch dazu. Und der Gerstersche Arbeitgeberverband.
Der lädt stattdessen zu einer Pressekonferenz ein - für den nächsten Tag. Ein Anruf unter der angegeben Berliner Büronummer des Verbands scheitert - die Bandansage lautet “Dienst oder Dienstmerkmal nicht verfügbar”. Das hilft zwar nicht weiter, ist aber wenigstens mal gnadenlos ehrlich.
Ein Anruf bei der Bonner Telefonnummer, die extra für Pressekontakte angegeben ist, wird zwar entgegengenommen. Aber dann heißt es auch nur, es gebe heute keine Interviews zu dem Thema. Auch der schüchterne Hinweis, man wolle gar kein Interview, sondern nur eine kurze Einschätzung des sich doch eigentlich recht wichtig nehmenden Branchenverbandes zur Sachlage, wird abgebügelt: Man solle doch bitte morgen zur PK kommen. “Können sie nicht morgen nochmal anrufen?” ist der Hass-Satz jedes Tageszeitungsredakteurs - und kommt inzwischen fast nur noch bei der Stadtverwaltung Kleckersdorf nachmittags um 16.30 Uhr vor. Und eben beim neuen Gersterschen Briefarbeitgeberverband.
Aber was soll man auch von einem bundesweiten Verband halten, dessen Homepage, so es eine geben sollte, bei einer Google-Suche gar nicht gefunden wird? Vielleicht, so denkt man da leicht frustriert, sollte man einen Brief schreiben, per Hand und Füller, auf Büttenpapier, und per reitenden Boten gen Gerster schicken. Und um huldvolle Einschätzung der Lage bitten. Und während man das so denkt, denkt man an dieses Lied, das hiermit dem Arbeitgeberverband neue Brief- und Zustelldienste und seinem Präsidenten Florian Gerster, meinem Mr. Postman des Tages, gewidmet sei
Und während man dem Lied lauscht, hofft man, dass nunfort diese Seite hier ganz oft via Google gefunden wird, wenn jemand nach dem Verband sucht. Falls ihn noch jemand sucht, wo es dort ja eh nichts zu erfahren gibt. Zumindest nicht heute, sondern immer erst morgen.