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== Andreas Streim ==
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I am a digital resident and this is my ~

Luft rauslassen

Bei “ad hoc” vom Handelsblatt wird unter dem Titel “Luftmatratzenmarken” auch über den “Tag des Wirtschaftsjournalismus” geschrieben. Ein bisschen zu technik- und internetverliebt, wie ich finde, wenn es zum Beispiel über Andreas Weigend heißt:

In Köln war er mit nicht weniger als einem Intel-Lifebook samt Netzteil und UMTS-Karte, einer kleinen Digicam, einer Spiegelreflex-Digicam, einem Handyorganizer und ich glaube auch noch mit einem normalen Handy ausgestattet – ich fand das ziemlich beeindruckend.

Das passt zum Lobgesang auf das

dezentrale, chaotische, vernetzte, collaborative Internet

das ja so viel besser ist als die verschnarchten traditionellen Medien.

Und Gabor Steingart vom “Spiegel” wird abgewatscht:

Besonders der Spiegel-Mann Gabor Steingart, Leiter des Spiegel-Hauptstattbüros und Buchautor, tat sich mit einem Vortrag hervor, den man im Jahr 2000 sicher auch als modern empfunden hätte. Kurz zusammengefasst, sei das Internet sicher ein schöner neuer Kanal für Journalisten, man finde dort aber eher Fast-Food-Journalismus.

Dabei hat Steingart vor allem darauf verwiesen, dass auch im Internet doch sehr, sehr viele Beiträge von “traditionellen Journalisten” gelesen, zitiert, verlinkt und kommentiert werden - und das nicht nur deshalb die Aufgaben von Journalisten wie recherchieren, prüfen, bewerten, nachdenken, aufschreiben etc. alles andere als obsolet werden. Will sagen: Dass sich zwar Verlage und Geschäftsführer durchaus einen Kopf um Geschäftsmodelle machen müssen, die Journalisten selbst aber weiter gebraucht werden.

Mir grummelt es bei solchen Beiträgen wie bei “ad hoc” immer ein bisschen im Magen, weil da eine Technikverliebheit durchschimmert, die ich im Privaten ja durchaus teile, die aber jedwede besonnene, kritische, zweifelnde Stimme einfach als “vielleicht gerade noch im Jahr 2000 passend” und von Vorgestern abstraft. Ich glaube nicht, dass Youtube das Ende des Fernsehens bedeutet, und Twitter & Co. werden nicht den Journalismus neu erfinden lassen. Ganz bestimmt nicht.

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