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== Andreas Streim ==
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Nehmt Berlin die Flughäfen weg

Berlin Chaos Flughafen Koffer Tegel

Dass Berlin (und Brandenburg plus der Bund) mit ihrer Berliner Flughafengesellschaft nicht in der Lage sind, einen neuen Flughafen zu bauen, haben sie ja in den vergangenen Monaten Jahren unter Beweis gestellt. Inzwischen würde ich aber sagen: Sie sind auch nicht in der Lage, die bestehenden Flughäfen zu betreiben.

Wir sind heute mit Air Berlin von Köln/Bonn nach Berlin-Tegel geflogen, zwei Erwachsene und zwei kleine Kinder. Der Flug - planmäßig ab 18.55 Uhr - war leidlich pünktlich und gegen 20.15 Uhr gelandet. Vor Weihnachten, als ich in München gelandet bin, hat der Weg vom Flugsteig zur Gepäckausgabe gerade gereicht um beim Ankommen dort den Koffer vom Band zu nehmen. Ein paar Tage später in Düsseldorf musste man die üblichen 10 Minuten warten, bis das Gepäckband zu Laufen begann.

Aber heute Abend waren wir ja in Berlin, im Terminal C, angekommen. Der Wahnsinn beginnt damit, dass das Gepäck unseres Fluges an einem Band ausgegeben werden sollte, an dem auf dem Monitor ebenfalls die Gepäckausgabe des Air Berlin Fluges aus Tel Aviv erfolgen sollte. Das Ergebnis war, dass sich die Passagiere von zwei Flügen um ein Band ohnehin verglichen mit anderen Airports extrem kurzes Band drängten:

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Und es war nicht einfach viel los zu dieser Zeit, nein, genau nebenan, etwa zehn Schritte entfernt, sah es zugleich nämlich so aus:

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Ein völlig unbenutztes Gepäckband.

Nachdem also erstmal nix geschah und dann vielleicht 20 Minuten lang die Ausgabe der Koffer aus Tel Aviv tröpfelte und sich die Traube lichtete, erschien auf dem Monitor ein weiterer Flug an diesem Band, der von Air Berlin aus Kopenhagen. Und, welch Wunder, auch hier begann die Verteilung vor dem eigentlich an erster Stelle stehenden Flug aus Köln/Bonn.

Danach geschah geschätzte 15 bis 20 Minuten an dem Band - gar nix. Nada. Und irgendwann, so gegen 21.30 Uhr, also mehr als eine Stunde nach dem wir gelandet waren, begann dann das Gepäckband wieder zu rollen und unsere Koffer kamen endlich.

Das heißt: In Berlin wartet man auf seine Koffer mindestens so lange wie der eigentliche Flug gedauert hat. Anders als mit Missmanagement ist das kaum zu erklären und ich würde mir wirklích wünschen, dass einfach die Flughafengesellschaft München oder Düsseldorf die Berliner Airports übernimmt. Die haben offenbar einen Trick gefunden, wie man die wahnsinnig schwere Aufgabe, Koffer aus Flugzeugen zu den Passagieren zu bringen, erfolgreich löst. Am selben Tag.

Aber das ist nur der eine Teil der Geschichte. Der fast noch ärgerlichere Teil geht so: Nachdem dann das Ausladen der Koffer aus Kopenhagen begann und wir schon geschätzt eine halbe Stunde mit zwei müden Kindern in der Traube der Leute rumstanden, riss mir langsam der Geduldsfaden.

Ich habe dann einen der wenigen mal irgendwie mit Sperrgepäck schnell vorbeihuschenden Globeground-Mitarbeiter (die für die Kofferbearbeitung am Boden zuständige Dienstleistungsfirma) noch vergleichsweise freundlich angesprochen, dass es doch ziemlicher Schwachsinn sei, drei Flüge auf einem Band ausladen zu wollen, während daneben eines völlig unbenutzt sei. Er war wirklich nett, erklärte aber, er könne da auch nichts dafür, die Flüge kämen halt nicht nacheinander, sondern parallel (was ich jetzt eher als Argument für das Benutzen mehrerer Bänder aufgefasst hätte, aber sei’s drum) und ohnehin könne da nur sein Chef helfen, der sei nebenan, aber er könne ihn gerne mal holen. Ich meinte dann mehrfach, das fände ich eigentlich eine super Idee und ich würde gerne mal mit seinem Chef reden und die anderen 100+x Leute hier sicher auch, aber er hat es wohl als Witz aufgefasst und sich schnell wieder hinter die Tür mit der Aufschrift “nur für Personal” zurückgezogen.

Danach war ich schon ziemlich sauer.

Ein Weilchen später, als immer noch nichts geschah, habe ich mich in dem C-Bereich der Kofferausgabe umgesehen - aber da ist schlicht niemand, der als Ansprechpartner fungiert. Und ich habe die Vermutung, das ist Absicht so. Koordinierte Verantwortungslosigkeit. Aber es gibt ja am Ausgang einen “Infoschalter”. Mein, vermutlich tatäschlich ziemlich pampig vorgetragenes Begehr, dass da hinten mit unseren Koffern ginge ja wohl gar nicht und es müsse doch jemanden geben, der in diesem Laden dafür zuständig sei, wurde damit beschieden, dass er in dem Ton nicht mit mir rede. Er empfahl mir dann, rauszugehen - was eine witzige Idee ist, da ich ja eigentlich genau das wollte, aber gerne mit Koffern. Er erklärte einer anderen Dame, die offenbar freundlicher gefragt hatte, dann noch, dass er leider keine Nummer habe, bei der er anrufen könne. Und auch sonst sei er nicht zuständig.

Danach war ich extrem sauer. Auch weil unserer 4-jähriger Sohn anfing zu weinen und endlich nach Hause wollte.

Ich nahm Sohnemann deshalb mit zu einer kleinen Gruppe von Passagieren, die auf einen uniformierten Mann einsprachen. Ich fragte ihn, ob er bitte meinem Sohn erklären könnte, was hier eigentlich passiert, ich hätte dafür jetzt nämlich leider keine jugendfreie Erklärung mehr. Daraufhin fuhr er mich an, er müsse meinem Sohn gar nichts erklären, er sei hier nur vom Sicherheitsdienst (tatsächlich stand auf seinem Hemd der entsprechende Firmenschriftzug), er würde hier immer von allen Leuten angemacht obwohl er damit nichts zu tun habe. Soweit, so wenig gut. Mit etwas Abstand nachvollziehbar, aber man fragt sich schon, ob man Leute, die offenbar mit Kundenreklamationen nicht umgehen können, vielleicht doch eher an anderen Stellen einsetzen sollte. Aber er hörte mit diesen Worten nicht auf, sondern ergänzte, unser Gepäck sei ihm ohnehin - O-Ton - “scheißegal” und er wünsche sich, dass meine Koffer sowieso nicht ankommen.

Ich bat ihn dann noch um seinen Namen, damit wir das Thema, was er sich so wünscht, vielleicht dann doch mal vertiefen könnten, aber da wollte er lieber gehen. Ich ging noch ein Stückchen mit und meinte, ich fände diese Aussage dann nicht so passend zur der, dass ihn unser Gepäck ja gar nicht interessiere und eigentlich ohenhin ziemlich ungehörig. Aber er wollte seinen Namen dann doch lieber nicht sagen und behauptete, er habe doch gar nicht gesagt, er wünsche uns einen netten Kofferverlust an diesem Abend.

Jetzt war ich stinksauer.

Immerhin gab es jetzt das Gerücht, man habe unsere Koffer zwischen Flugzeug und Terminal irgendwie verloren und wisse gerade nicht so recht, wo sie sich befänden. Ich habe dann noch bei der Air Berlin Hotline angerufen, weil ich allmählich fand, dass die Airline, mit der ich ja schließlich einen Vertrag geschlossen und der ich Geld gezahlt habe, sich doch mal kümmern könnte. Und mir von mir aus am nächsten Tag meine Koffer vor die Haustür fahren könnte. Aber bis dahin kam mein Gespräch mit der - übrigens extrem freundlichen und ganz offensichtlich sehr gut geschulten - Mitarbeitern nicht mehr. Denn plötzlich setzte sich das Band in Gang und nach mehr als einer Stunde bekamen wir unser Gepäck.

Hinter dem Ausgang bin ich noch kurz zum Ticketschalter von Air Berlin gegangen und habe mich bei der - ebenfalls sehr netten - Mitarbeiterin dort über diese ganzen Vorgänge beschwert. Sie meinte, sie hätten schon davon gehört und man werde sehen, woran es gelegen habe. - Nachträglich frage ich mich zwar schon, warum dann nicht mal jemand von Air Berlin kurz vorbeigekommen ist am Band. Denn wie sagte mein 4-jähriger Sohn dort am Air Berlin Schalter? “Es hätte sich doch mal jemand entschuldigen können.” Und das finde ich schon ziemlich bemerkenswert, dass einem Kind so eine Idee kommt, aber keiner der beteiligten Firmen und keinem der dort rumlaufenden Mitarbeiter, egal ob man nun persönlich Verantwortung trägt oder nicht.

Und falls Herr Mehdorn mal Zeit hat, sich von den Bauplänen des BER loszueisen, würde ich mir sehr wünschen, dass er mal an einem solchen Abend selbst im Terminal C ist und sich anschaut, was seine Leute da so veranstalten.

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