Nix Glanz, nix Ruhm
Passend zum letzten Eintrag gibt’s in der aktuellen Ausgabe der Jungle World einen Artikel von Geert Lovink über den Hype rund um Web2.0.
Darin heißt es:
Gleichzeitig führt die mangelnde Vielfalt ökonomischer Modelle dazu, dass man sich stillschweigend weigert, tragfähige Lösungen für (neue) Professionelle zu entwickeln, die zwar jenseits der Copyright-Struktur arbeiten, gleichzeitig aber verzweifelt versuchen, von dieser Arbeit zu leben. Carr verteidigt die seriös recherchierenden Journalisten, die in der Medienindustrie beschäftigt sind: »In seinem Artikel ›We Are the Web‹ schreibt Kevin Kelly, ›die Online-Kultur ist die Kultur, weil sie mühelos produziert und verbreitet werden kann.‹ Ich hoffe, dass er damit falsch liegt, befürchte aber, dass er Recht hat – oder ihm die weitere Entwicklung Recht geben wird.«
Mir geht es in diesem Zusammenhang darum, wie man das Loblied auf den Amateur in Frage stellen kann – aber nicht aus der Perspektive des bedrohten Establishments, sondern aus der Perspektive der kreativen (Unter-)Klasse, der virtuellen Intelligenzija, des Prekariats, der Multitude, der neuen Medienarbeiter, die ihre soziale Stellung professionalisieren wollen. Was wir brauchen, sind ökonomische Modelle, die ambitionierten Amateuren dabei helfen, von ihrer Arbeit zu leben.
Doch am Ende könnte sowieso alles ganz anders sein:
So gesehen ist der »beharrliche Nihilismus« der Blogsphäre vielleicht schon Geschichte, denn oftmals vertragen sich »Aufrichtigkeit« und Image nicht. Zyniker behaupten, Blogs hätten nie einen anderen Zweck gehabt, als der Medienindustrie einen Talentpool zu verschaffen. Das kommt nicht nur der Medienindustrie zugute, die einzelne Talente unter Vertrag nimmt, sondern gefährdet auch die Position von Journalisten, die nicht den Anforderungen entsprechen – sie werden gefeuert. So wird am Ende nicht die Welt der Blogs gestärkt, sondern die Medienindustrie.
Das heißt, Blogs, Web2.0 & Co. alles nur ein riesiges Assessment-Center für die Verlage. Auch keine hübsche Vorstellung.