Nur das Beste
Die WM ist vorbei, Klinsmann ist gegangen - und Autos und Balkone sind auch schon wieder weitgehend abgeflaggt. Macht sich da langsam ein Schwarz-Rot-Gold-Mangel im Lande breit? Reagieren Menschen nervös und aggressiv, weil ihnen etwas fehlt?
Zeit, endlich mal ein kleines Büchlein in die Hand zu nehmen, das mir bereits vor geraumer Zeit der Ostdeutsche Sparkassenverband geschickt hat: “Das Beste an Deutschland - Viele gute Gründe, unser Land heute zu lieben.” Wobei ich mich sofort gefragt habe, ob die Betonung in dem Satz wohl auf “lieben” oder doch eher auf “heute” liegen soll.
Da steht dann zum Beispiel drin, dass die Welt Deutschland die Gummibärchen verdankt (Haribo) und das Backpulver (Dr. Oetker), aber auch den Zeppelin oder Schokolade für die Jackentasche (Ritter Sport). Hier ein bisschen Loreley, dort der Kölner Dom. Die Kuckucksuhr kommt natürlich auch vor; nicht wirklich ein Grund dieses Land zu lieben, aber ja auch keiner, es zu hassen.
Aber, werter Autor Florian Langenscheidt, wer oder was hat Sie geritten, auch Johannes B. Kerner und Sabine Christiansen aufzuführen? Reicht es nicht, dass wir zu Hause gegen die Italiener verlieren mussten? Müssen wir uns jetzt auch noch beim letzten Rest der Weltöffentlichkeit lächerlich machen? Jetzt, wo viele Leute gerade angefangen haben, Deutschland irgendwie ja ganz lässig und cool zu finden, da kommen Sie mit Kerrrrrrrner und Christiannnnnnnnnsen? Da vergeht einem doch das letzte bisschen WM-Euphorie. Und sogar die Lust auf Gummibärchen.