Stundenlohn: 4 Euro
Manchmal kann das viel zitierte “Unterschichtenfernsehen” ja wirklich erhellend sein. Gestern Abend auf Sat1 in die Reportage (sic!) “24 Stunden” gezappt. Thema: “Job oder Hopp - wer kriegt die freie Stelle?”.
Inhalt eine voyeuristische Begleittour mit u.a. sechs Leuten, die sich auf eine Stelle als Zimmermädchen im Berliner Luxushotel mit 5 Sternen, so der O-Ton der Sendung, Hotel Q beworben haben.
Was folgt: Zwei Tage Probeputzen, ohne Einweisung, einfach mal um zu sehen, wie die Leute so klarkommen. Wie erwartet: Nicht so besonders. Und der schnöselige “Empfangschef” (so der Beitrags-O-Ton) darf die Probeputzenden mal so ordentlich zusammenfalten.
Als aber am Ende des ersten “Probetages” (der vermutlich unentgeltlich war, zumindest wird über eine eventuelle Bezahlung nichts gesagt) eine der Bewerberinnen zu fragen wagt, was sie denn für eine Bezahlung zu erwarten hat, da wird sie vom Chef des Empfangs abgekanzelt, diese Frage stünde ja wohl erst an, wenn sie bewiesen habe, dass sie für den Job überhaupt in Frage kommt. Hallo? Geht’s noch? Da sollen also sechs von “knapp 4 Millionen Arbeitslosen” (Sat1) in einem “Jobcasting” beweisen, was sie drauf haben - aber ohne dass man ihnen sagt, was denn die Gegenleistung der Firma wäre?
Ich für meinen Teil werde sicher keinen Schritt in dieses Hotel setzen - und empfehlen tu’ ich es auch keinem (obwohl das Interieuer ja ganz ansehnlich war…). Eine sehr ausführliche Anti-Werbesendung, dieser Sat1-Beitrag. Aber, okay, die Q-Zielgruppe sitzt wohl nicht vor “24 Stunden”.
Sat1 hat seine Zuschauer dankenswerterweise informiert, was man als Zimmermädchen da so verdient: 2 bis 3 Euro, pro Zimmer, für das etwa 30 Minuten veranschlagt werden. So zwischen zwölf und 20 Zimmer am Tag könne man schaffen, im Monat kämen die Leute so auf um die 600 Euro. Ein paar Stunden Zeit für den Gang zur Arbeitsagentur zur Beantragung von ergänzendem Arbeitslosengeld II muss man dann wohl noch mit einplanen. Und dafür so eine Rum-Schikaniererei? Armes Deutschland.