BesserOnline oder doch nicht?
Meinen Samstag - der, wie ich dort gelernt habe, für Printjournalisten ja eigentlich heilig ist - habe ich an diesem Wochenende auf dem Kongress Besser-Online meines Berufsverbandes DJV verbracht. Wenn ich mir die Teilnehmerliste so anschaue, war ich da ein ziemlicher Exot - nämlich offenbar der einzige Printjournalist. Gelernt habe ich trotzdem (oder gerade deswegen) eine Menge, vielleicht hätte der eine oder andere papierbeschreibende Kollege doch dort vorbeischauen lassen. Mancher Debatte wäre das sicher auch zuträglich gewesen, wenn die digitale Euphorie dann doch wieder mit der Realität des Papiers gespiegelt worden wäre.
Schon in der Auftaktdiskussion prallten zwei Ansichten aufeinander. Oliver Eckert von RP-Online berichtete, dass bei der “Rheinischen Post” gerade jetzt die Newsdeks von Online und Print zusammenziehen um eine bessere Kommunikation und zusammenarbeit zu ermöglichen. Und Julius Endert von handelsblatt.com entgegnete darauf nur, dass man das im eigenen Haus ein Jahr probiert hätte - und es wieder rückgängig gemacht hat. So ist das mit den Königswegen. Interessiert hätte mich an dieser Stelle die Sichtweise der Printkollegen in den beiden Häusern, aber es war ja nun mal ein Online-Kongress.
Michael Maier, Chefredaktion der “Netzeitung” prägte ein paar sehr schöne Begriffe, alleine schon mit seiner Antwort auf die Frage, ob Online-Journalismus nun Fastfood oder Vollwertkost ist: “Wir bieten koscheres Fastfood, das ist gesund und schmeckt trotzem gut.” Kritik übte er zugleich an den Verlagen, die mit Projekten wie Epaper doch nur versuchen würden, die bezahlten Leute noch ein paar Sachen nebenher tun zu lassen. Seine Gegenthese: Technologien wie Googlenews, Partizipation der Leser sowie - überraschend - Journalismus seien die “drei Megatrends” der Zukunft.
Dazu gleich noch eine Überraschung: Laut Endert werden beim Handelsblatt online vor allem Meinungsstücke häufig gelesen und sind “ganz vorne”, während Nachrichten nur “eine kurze Lebensdauer” hätten. Widerspricht zumindest der (für mich bislang) gängigen These, das Web ist schnell und bietet rasch verdauliche Information, Meinung und Hintergrund ist eher was fürs Print.
Eher öde die Krawall-Versuche von “Don Alphonso”, gute Blogger gegen böse herkömmliche Medien aufzubauen. Hatte was von RTL-Nachmittags-Talkshow und kostete am Ende nur Zeit, die sich besser hätte nutzen lassen.
Zu ein paar einzelnen Foren und Veranstaltungen schreibe ich noch mal extra etwas.