Nur nicht provozieren lassen
In der “taz” von diesem Wochenende - mein Abo läuft ja noch bis zum 4. September - schreibt Rudolf Walther, seines Zeichens nach eigenen Angaben Journalist in Frankfurt am Main, über “die Barbarei des Luftkriegs” und das neue geflügelte Wort vom “asymmetrischen Krieg”. Durchaus ein paar kluge Gedanken, aber dann bricht es aus ihm heraus:
Das Kidnapping von israelischen Soldaten und der nicht zu rechtfertigende Beschuss israelischer Siedlungen und Städte war kein Krieg, sondern eine Provokation in erpresserischer Absicht. Wie schon 1982 nahm aber die israelische Militärdemokratie auch jetzt den Anlass zum Vorwand - damals die Ermordung eines Diplomaten - für einen Krieg gegen Zivilisten, medial drapiert als “Selbstverteidigung”. Dabei bediente sie sich hauptsächlich der Zombie-Strategie des Luftkriegs.
Aha. Die Raketen auf israelische Städte und Siedlungen, waren eine “Provokation” mit “erpresserischer Absicht”. Eine ziemliche Provokation, bei der Menschen verletzt und getötet worden sind. So gesehen waren die Anschläge in London in der Gedankenwelt des Rudolf Walther wohl auch nur ein “deutlicher Fingerzeig”, die von Madrid ein “kleiner Wink mit dem Zaunpfahl” und der 11. September ein “Schuss vor den Bug”. Alles nix, worüber sich ein Journalist so ernstlich aufregen sollte, geschweige denn eine Regierung.
Und wenn irgendwelche Leute Raketen auf einen anderen Staat abschießen, dann muss man diese “Provokation” wohl am besten einfach übersehen, so wie man nörgelnde Kinder halt auch vielleicht mal gar nicht wahrnimmt, damit sie ihr Ziel, Aufmerksamkeit zu bekommen, nicht erreichen. Das klingt von weit weg, aus Frankfurt am Main, ja total logisch - muss Rudolf Walther beim nächsten Mal nur den Opfern und deren Familien erklären, dass sie diese “Provokation” halt zu ertragen haben, und dass der Versuch, diese Raketenstellungen zu zerstören, auf keinen Fall “Selbstverteidigung” sind. Aus der Sicht der einstmals linken “tageszeitung” in Berlin und ihrer Autoren.